Ich bevorzugte damals die Bezeichnung 1.roc , was „1. representative of c-base“ hieß und auch mit meiner Vorstandsvorsitz- Rolle zu tun hatte. Nun, ich habe 7 Jahre vorher immer wieder davon geträumt ein Raumschiff zu bauen oder eher dort drin zu sitzen und auf tolle Ideen zu kommen.
Es fing alles mit einem Piloten- Helm an den ich zu einem Cyberhelm umgebaut hatte (ähnlich der Orgasma Mask aus Bladerunner), dann folgte ein Stuhl der auch noch in der ersten Ausgrabungsstätte in der Oranienburger 2 Einsatz fand [mal sehen ob ich noch Fotos auftreiben kann]. Mit Carsten Ussat, den ich seit der Grundschule kenne und Marten Suhr den ich während des Studiums in der bildo-akademie kennengelernt habe, zeichneten wir viel herum und diskutierten, wie wir unsere Visionen Wirklichkeit werden lassen konnten. Es entstand eine kleine Zelle (ein Raum in dem wir alles Elektronische zusammengeworfen hatten) in der „Space WG“ Martens (jetzt Lesters) Wohnung in der Regensburger Strasse in der wir übten. Die spätere Vereinsform schien geeignet, um erst einmal anzufangen ohne tausende von DM in die Hand zu nehmen und so etwas, wie eine Bar oder ähnliches aufzubauen.
Welche Ziele für den Verein hattet ihr euch Vorgenommen?
Mit einem Verein (übrigens ich glaube mit 12 Gründungsmitgliedern!) konnte man erst einmal mit geringem Risiko anfangen und sehen, wie das Interesse ist. Wichtig dabei war eine Satzung, mit der man die Gemeinnützigkeit (= Spenden!) erlangen konnte. Da wir keine Kaninchen züchten wollten, taten wir das über Schulungen und Seminare 😉
Ne es war auch die Zeit Mitte der Neunziger, wo viel Multimedia am entstehen war und niemand genau wusste, was das ist (bis heute hat sich ja nicht viel verändert…) – man konnte übers Wochenende HTML (1.0) lernen und hatte am Montag danach einen Job…
Weitere Angebote damals waren eine Email Adresse mit c-base.org und Surfen soviel man wollte. Damals war das noch attraktiv. Auch die Community, also auch vom Nachbarn gezeigt zu bekommen, wie Email lesen funktioniert oder welche interessanten Webseiten es gibt, war für viele interessant. Ansonsten war es natürlich auch erstmal wirtschaftlich einen „break even“ zu erreichen bei ca. 150 Mitgliedern sollten die Fixkosten monatlich gedeckt sein. Einen Puffer für nicht zahlende Mitglieder gab es dabei aber nicht. Also investierten viele andere Mitglieder ebenfalls.
Die Räume in der Oranienburger Straße wurden angemietet. Was wurde
zuerst in Angriff genommen und welche Resonanz gab es?Wie würdest Du den „Spirit“ der Anfangsphase beschreiben?
Nun ja- ich mietete die Räume persönlich (bezahlend und haftend) an und fing an Kram, den ich gesammelt hatte, dort zu implementieren. Ganz Berlin Mitte war eine Baustelle. Und das passte.
Eines Tages kam jemand herein und sah, wie ich an der ersten Schleuse bastelte: “ Hallo bist Du der Verrückte, der hier eine Raumstation bauen will?“
„Ja !?“
“ Na gut, ich will mitmachen …“
Das war „psycho“ Martin Schnabel und ich glaube der erste „Externe“, der uns nicht vorher kannte und dann ebenfalls viel Zeit in der base verbrachte. Er und Thilo „cyrion“ haben viel getan, vor allem den Grundstein gelegt, dass die Schleuse und später auch die Mainhall richtig funktionierten. Dabei haben sie teilweise Ihr Leben aufs Spiel gesetzt, wenn sie versucht haben irgendwelche Anschlüsse zu reaktivieren.
Die Erlebnisse, das Kennenlernen von neuen Leuten und die Teams die sich gruppierten war toll mit an zu sehen. Die Parties waren auch nicht schlecht… auch, wenn ich da ein paar mal mit einem Bein im Knast stand…
😉
Was war der wildeste „Hack“, den Du mit der base erlebt hast?
Nun ja das war natürlich immer in Verbindung mit den Mitgliedern vom CCC…
😉
Interessante Dinge haben sich dort jede Woche ergeben und Events, wie Fernsehaufnahmen , Musikvideos, Filme oder auch der Spiegel, der sein 50 jähriges in der base gefeiert hat, waren sehr bestätigend. Schön war auch, dass sich die Geschichte immer weiter entwickelte… ich habe ja höchstens das C-Zeichen und die Bereiche entwickelt und vielleicht den Symbionten gezüchtet, aber wie er beispielsweise funktioniert hat jemand anderer beschrieben. Das waren schöne Synergien, die ich geliebt habe.
Was bedeutet Dir die base und wie war und ist der Einfluß für Dein Leben?
Nun zu den oben erwähnten Freuden habe ich viel Arbeit investiert und in der Zeit dort (ich rede immer von der Oranienburger Strasse da war ich ja nur 3,5 Jahre aktiv!!!) auch einige Freundinnen verloren, die mich nicht mit der c-base teilen wollten. Das war merkwürdig und habe ich nie richtig verstanden. Diese Raumstation hat mir tatsächlich immer mehr Fragen generiert als Antworten. Es war aber immer eine intensive Erfahrung und ich würde es immer wieder tun. Ich höre es gerne, wenn Ihr von einer „Plattform für Macher“ sprecht. So möchte ich sie gerne in Erinnerung behalten. Es sind dort heraus Firmen und Vereine gegründet worden. Viele mehr als ich erwartet hatte. Generell habe ich auch nicht viel erwartet, vielleicht hat es mich daher auch nicht frustriert, wenn es manchmal nicht so ging wie ich wollte (obwohl, ich glaube ich, oft ein ganz schöner Diktator war, so lange ich dort meinen Kopf hinhalten musste). Natürlich habe ich das Ansehen genossen, ich bin durch diese Initiative in vielen Gremien gelandet und wenn man jemanden in Tokio trifft und man als c-base Gründer vorgestellt wird und die das auch noch kennen … das macht Spaß. Also Ruhm und Ehre durfte ich auch genießen. Ehre als nun Ehrenmitglied und Botschafter…
Wohin könnte uns die Zukunft bringen? Und welche Ziele sollten wir uns
setzen?
Danke für die Nachfrage, aber müsst Eure eigenen Visionen entwickeln.
Die c-base ist erwachsen. Papa ist da nicht mehr so angesagt…- ich glaube im übrigen auch an „Wahl“.
Rein business mäßig gesehen, muss sich jede Organisation immer wieder neu orientieren und der Zeit anpassen. Vieles von dem oben Besprochenen funktioniert heute so nicht mehr. Die Mietkosten sind viel höher, andere Dinge, wie Internet hat heute jeder zuhause. Der Communitygedanke funktioniert heute bestimmt immer noch genauso wie damals- man sollte einfach offen und wach sein und weiter an vorderster Front mitgestalten, wie beispielsweise Meshcubes und Antennen zu bauen und sie in Berlin zu verteilen etc. was noch da hätte ich bestimmt auch noch die eine oder andere Idee. Aber dazu später.
😀
Vielleicht machen wir dazu mal einen Open-Workshop auch mit ein paar „Altmitgliedern“.
Wir dancen für Gespräch.
Ich habe zu dancen und freue mich auf weitere Diskussionen mit dem Vorstand / Circle und werde demnächst einmal versuchen, die c-base so zu erfahren, wie es eigentlich für Mitglieder gedacht war…
Kommentare
Eine Antwort zu „Interview mit Hardy Krause“
Hi base, hi Hardy,
ich hab noch ein paar alte Fotos aus der Zeit – muss ich mal raussuchen…
Carsten Ussat alias NOMAX